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Publikation: Zweites Deutsches Fernsehen

Aus der Praxis für Innere Medizin/ Gefäßkrankheiten, Frankfurt/M.

Hauptsache gesunde Gefäße

Prof. Dr. med. Viola Hach-Wunderle


Erkrankungen von Herz und Kreislauf führen nach wie vor eine traurige Statistik an: Sie sind bei uns - wie auch in anderen Industrienationen - die häufigste Todesursache. Vor allem ist es die Arteriosklerose – also die Verengung und Verkalkung unserer Blutgefäße – die zu schwerwiegenden Folgen führen kann. Das Erschreckende: Viele Menschen haben bereits arteriosklerotische Gefäßveränderungen oder zumindest ein hohes Erkrankungsrisiko, ohne es zu merken oder davon zu wissen.

Die Entstehung einer Arteriosklerose ist ein komplizierter und langwieriger Prozess, bei dem sehr viele Faktoren mitspielen. Am Anfang steht die Schädigung des sog. Endothels, der inneren Auskleidung unserer Gefäße. Das Endothel ist normalerweise absolut glatt und eben; unser Blut fließt ungehindert daran vorbei. Zu einer Schädigung kommt es durch die Einwirkung von Risikofaktoren wie beispielsweise hohem Blutdruck, erhöhten Blutzuckerwerten und auch durch chemische Substanzen wie den Inhaltsstoffen des Zigarettenrauchs – allen voran aber durch zu hohe Cholesterinwerte im Blut.

Arteriosklerose: Gefäße verstopft
Eine Entzündung unserer Gefäßinnenwand kommt folgendermaßen zustande: Die aggressive Fraktion unseres Cholesterins, das sog. LDL-Cholesterin, wird von Zellen unseres Immunsystems (Makrophagen) in der Gefäßwand aufgenommen; die Makrophagen bilden sich daraufhin zu sogenannten Schaumzellen um. Diese Schaumzellen produzieren ihrerseits eine ganze Reihe von Entzündungssubstanzen, die die Gefäßinnenwand immer stärker schädigen. Auf diese Weise entstehen sozusagen „Wunden“ im Inneren unserer so empfindlichen Arterien.
Die Reaktion des Körpers auf solche Schäden ist immer ähnlich: Er will sie reparieren. Deshalb lagern sich Blutplättchen aus dem vorbeifließenden Blut an - aber ihre normale Aufgabe, eine Wunde zu verschließen, können sie im Falle der beginnenden Arteriosklerose nicht erfüllen. Denn: Die Entzündung der Gefäßinnenwand durch das aggressive LDL-Cholesterin lässt sich nicht aufhalten. Es lagern sich immer mehr Blutplättchen an und aus dem Inneren der Gefäßwand wächst zusätzlich Bindegewebe in die Wunde ein. So entsteht die sogenannte arteriosklerotische Plaque – eine Verdickung der Gefäßinnenwand mit Auflagerungen, die allmählich immer weiter in das Gefäßinnere hineinragen. Zusätzlich kann sich auch noch Kalk einlagern – es bildet sich ein harter, zerklüfteter Pfropfen.

Querschnitt durch eine Herzkranzarterie mit Einengung des Lumens auf einen schmalen Spalt. Auf der arteriosklerotischen Plaque hat sich oben ein Thrombus abgelagert.

Eine Krankheit – viele Folgen
Die Arteriosklerose führt zu einem fortschreitenden Verschluss unserer Gefäße. Lange merken wir davon überhaupt nichts. Denn: Selbst wenn eine Arterie schon bis zu etwa 80% verschlossen ist, fließt noch genügend Blut hindurch, um das umliegende Gewebe mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen. Wächst die Arterie dann allerdings noch weiter zu, verspüren wir die ersten Krankheitszeichen. Die Folgeerscheinungen und Beschwerden beruhen auf einer verminderten Durchblutung der nachgeschalteten Organe oder Gliedmaßen.
Eine verschlossene Arterie in einem Bein kann beispielsweise zu der sogenannten Schaufensterkrankheit führen. Die Beinmuskeln werden nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt, vor allem bei Bewegung, also beim Sport oder auch schon beim Spazierengehen. Die Betroffenen müssen dann wegen Schmerzen im Bein alle paar Meter stehen bleiben. Bei einem Spaziergang in der Stadt hat es den Anschein, als würden sie sich die neueste Frühjahrsmode oder die besten Sonderangebote im Schaufenster ansehen.

Hat sich eine Arteriosklerose in den Gefäßen unserer lebenswichtigen Organe Herz oder Gehirn ausgebildet, können lebensbedrohliche Folgeerscheinungen bis hin zum Herzinfarkt oder Schlaganfall auftreten.

Schließlich kann sich von einem größeren, zerklüfteten Pfropfen an der Gefäßinnenwand (Thrombus) auch ein Teil lösen und in ganz andere Gebiete unseres Körpers geschwemmt werden. Diese Erkrankungsform wird als Embolie bezeichnet. Die abgesprengten Thromben bleiben oft in kleineren Gefäßen stecken und führen zu einer plötzlichen Mangeldurchblutung eines Organs oder einer Gliedmaße. Wenn davon ein Bein betroffen ist, verspürt der Betroffene augenblicklich einen heftigen Schmerz sowie eine Blässe und ein Kältegefühl. Nur die sofortige Behandlung in einem Krankenhaus mit Wiedereröffnung der verschlossenen Arterien kann das Bein retten.

Eine Krankheit – viele Ursachen
Die Arteriosklerose ist eine Erkrankung, die nicht durch eine einzelne Ursache oder einen alleinigen Risikofaktor ausgelöst wird. Es müssen mehrere Bedingungen zusammenkommen. Experten haben bereits vor einiger Zeit herausgefunden, welches die Hauptrisikofaktoren für diese Gefäßerkrankung sind. An erster Stelle stehen der hohe Blutdruck, der Diabetes mellitus, das Zigarettenrauchen und eine Entgleisung unseres Fettstoffwechsels. Auch eine familiäre Veranlagung kann von Bedeutung sein.

 

Risikofaktoren der Arteriosklerose

Unbeeinflußbare Risikofaktoren:

  • Alter
  • familiäre Veranlagung
  • männliches Geschlecht

Beeinflußbare Risikofaktoren:

  • Diabetes mellitus
  • Fellstoffwechselstörungen
  • (LDL-Cholesterin oder Triglyceride zu hoch)
  • Hoher Blutdruck
  • Zigarettenrauchen
  • Erhöhte Homocystein-Werte im Blut
  • Bewegungsmangel
  • Übergewicht
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